Eine der berühmtesten Rennstrecken der Welt, die Nordschleife im Schatten der Nürburg, steht vor einer Renaissance. Es gibt konkrete Pläne den Parcours wieder in den offiziellen Rennkalender der großen Rennserien aufzunehmen. Wie realistisch das Vorhaben ist, lässt sich noch schwer beurteilen. Im Moment sind es vor allem die Hobby-Rennfahrer und das 24-Stundenrennen, die dem alten Nürburgring Leben einhauchen. Auch das Ring-Taxi erfreut sich großer Beliebtheit, hier können Besucher mit einem Profi-Rennfahrer eine Runde mitfahren. Ein Spaß für die ganze Familie, solange der Magen es mitmacht.
Doch jetzt soll der ganz große Motorsport wieder zurückkehren. Die Initiatoren versprechen sich davon, dass nachlassende Interesse der Öffentlichkeit am Motorsport abzubremsen und den Sport wieder interessanter zu gestalten. Kann dies gelingen? Sebastian Vettel und Lewis Hamilton sind jedenfalls begeistert von der Idee, beide mögen den Kurs und würden ihn liebend gern wieder im großen Rennzirkus sehen. Die Formel Eins gilt als die sicherste Rennserie überhaupt. Die Fahrgastzelle, dass sogenannte Monocoque, ist mittlerweile so perfektioniert worden, dass damit auch schwere Unfälle für den Fahrer ohne größere Blessuren möglich sind. Zu Zeiten eines Niki Laudas war dies noch völlig anders, sein schwerer Unfall erschütterte damals die Welt des Motorsports. Viel wurde danach, zu Recht, geändert und verbessert. Steht einer Rückkehr somit nichts mehr im Wege?
Für die Motorrad-GP wäre eine Rückkehr allerdings mörderisch. Denn Auslaufzonen gibt es auf der alten Nordschleife kaum, stattdessen viele unübersichtliche Kurven, Spitzkehren und Anhöhen. Hier wäre mit vielen tragischen Unfällen zu rechnen. Da nützt auch der beste Motorradhelm nichts, wenn nicht genügend Platz da ist, um großzügige Kiesbetten anzulegen. Den Betreibern des Kurses reichen auch so die Unfälle, die durch die Hobby-Rennfahrer am Wochenende entstehen. Denn so viel Spaß es auch macht, diese alte traditionsreiche Rennstrecke mit einer Rennmaschine zu befahren, es ist zu gefährlich um dort professionelle Rennen auszutragen. Zumal die Motorrad-GP keine Probleme hat genügend Zuschauer anzulocken, die Rennserien der Motorräder erfreuen sich einer konstant hohen Beliebtheit. Der Ruf der Motorradfahrer ist auch nicht so ramponiert wie der der Autofahrer. Hier ist es nach wie vor gesellschaftlich voll und ganz akzeptiert, Spaß am Fahren zu haben. Etwas wovon die Automobil-Industrie nur träumen kann.
Es bleibt somit abzuwarten wie sich der Vorstoß entwickeln wird. Viele Fans der Rennstrecke lehnen das Projekt allerdings ab, weil sie befürchten das im Falle einer Wiederauflage Umbaumaßnahmen nötig würden. Umbaumaßnahmen die den Charakter der Nordschleife verändern könnten. Sie sehen ein wichtiges Stück deutscher Rennsport-Tradition gefährdet. Wenn es tatsächlich umgesetzt wird, dann muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit die Fans das Ganze auch annehmen. Denn darum geht es den Machern ja. Nichts anderes ist das Ziel. Darum muss mit viel Fingerspitzengefühl agiert werden, um alle Vorbehalte zu berücksichtigen, sonst geht der Schuss nach hinten los. Wenn es jedoch gelingt, alle zu überzeugen und die Vorbehalte ernst zu nehmen, dann kann es unter Umständen wirklich eine ganz große Sache werden. Die Rennen auf der Nordschleife würden wieder zu den absoluten Höhepunkt im Rennsport-Kalender zählen.